Sicherheit

[Karina989]

Liebes Team,

ich hab noch nicht den Durchblick bzgl. Sicherheit.

Sprich, es gibt am Volla22 einen Sicherheitsmodus, und die App "VPN hide.me" ist vorinstalliert.
Braucht man beides? Welche Funktionen haben die beiden?

Zudem werden in der Telegram Gruppe oft weitere Apps erwähnt, wie zB Tracker Control.
Braucht man noch zusätzlich Apps?
Wenn ja, wofür dienen sie?

Generell stellt sich mir die Frage, wer wann wo warum welche Daten trackt?
(zB Phone, Apps, Browser)

[stu]

Ich kann nicht alle Deine Fragen beantworten, aber ich mache vielleicht mal den Anfang:

Ein VPN ist generell eine gute Idee. Deine Internet-Verbindungen laufen dann alle erst zu einem Server von hide.me oder einem anderen Anbieter und erst von dort aus ins WWW. Websites etc. wissen daher nicht, dass die Verbindung von Dir kommt; sie sehen nur den VPN-Server. Das hat eine Reihe von Vorteilen, z.B. kann man damit billigere Reisen und Flüge buchen, indem man vortäuscht, aus einem Land mit geringer Kaufkraft zu kommen. Über Browser-Fingerprinting kann man aber trotzdem getrackt werden. Mehr dazu hier: https://www.golem.de/news/nordvpn-expre ... 65409.html

Getrackt werden kann man also (fast) immer, auch mit dem Volla-Phone. Apps wie Tracker Control helfen dabei, das zu erkennen und zum Teil abzustellen.

Was der Sicherheitsmodus genau macht, weiß ich nicht, da können andere hier sicher mehr sagen. Ich glaube, er blockiert bestimmte Apps und Websites. Aber Du kannst ihn ja einfach mal einschalten und schauen, was er macht und ob er stört.

Generell denke ich, dass Du mit dem Volla Phone Deine Datenspur schon ein gutes Stück weit reduzierst, ohne weitere Maßnahmen zu ergreifen. Aber es geht natürlich immer noch mehr, und mehr ist natürlich immer besser. Das ist dann halt nur eine Frage des Aufwands.

Viele Antworten finden sich übrigens hier: https://volla.online/de/faqs/

[Stingray]

Zu VPN Anbietern habe ich eine gespaltene Meinung. Wenn man über seinen Provider ins Netz geht braucht man in der Regel kein VPN. Dieses ist nur Sinnvoll wenn man wirklich geheimes (oder illegeles) vor hat. Bei hochsicherheitsrelevanten Vorgängen nimmt man aber keinen fremden VPN-Anbieter, sondern meldet sich per VPN in dem eigenen Rechenzentrum an und arbeitet nur darüber.

Am Ende bringt ein VPN-Anbieter wie Showme SüdVPN etc. nur bei fremden WLAN's was (von denen ich aber dringends abrate) alles andere ist ein Ammenmärchen, der von diesen Anbietern gern verbreitet wird.

[Karina989]

Vielen Dank für eure Antworten!

Das mit VPN usw frag ich mich auch, ob das was bringt. Weil die Browser ja auch schon Tracker blockieren usw.

Dh da müsste man wahrscheinlich generell mal differenzieren, welche Daten man vor wem schützen möchte.

Ja, sich ganz "schützen" ist wahrscheinlich nur schwer möglich. Sobald man irgendwie irgendwo im Internet ist, wird man wahrscheinlich immer Spuren hinterlassen, oder? Man kann wahrscheinlich nur reduzieren? So wie ihr geschrieben habt?

Und da ist ja schon mal ein großer Brocken weg, beim Volla Phone, weil man schon mal die ganzen Google Apps usw nicht drauf hat. Das ist auf jeden Fall ein gutes Gefühl.

[the_martin]

Ein VPN erstellt einen verschlüsselten Datentunnel von deinem Endgerät zu einem Server. Sinnvoll zB, um mit deinem Handy verschlüsselt auf dein Heimnetz oder in ein Firmennetzwerk zuzugreifen, ohne dass jmd mitlesen kann (der Mobilfunkbetreiber oder Hotel-WLAN-Betreiber).

Einen VPN-Dienst zu nutzen, um dann normal zu surfen oder Apps zu nutzen, hat den Effekt, deine Internetanfragen vor deinem Provider zu verbergen. Dafür kennt sie dann der VPN-Betreiber. Ausserdem sieht die angefragte Internetseite nicht deine echte IP-Adresse, sondern die des VPN-Providers. Ich sehe da keinen Sinn drin...

Tracker, d.h. Code auf Webseiten oder in Apps, nehmen Kontakt zu einer Internetadresse auf, so dass deine Aktivität dort mitverfolgt und gespeichert werden kann. Da sie auf Informationen deines Endgerätes und der Netzverbindung, teils auch auf Kontakte etc (je nach App-Berechtigung) zugreifen kann, können hier auch Daten abfliessen und du bist identifizierbar. Dagegen schützt ein VPN überhaupt nicht.

Hier kann eine Firewall helfen, die den Aufruf und Datentransfer zu bestimmten Domains unterbindet. Apps wie NetGuard, Tracker Control oder Blokada lenken den Verkehr des Handy über die VPN-Schnittstelle, lesen selber dort mit und können diejenigen Verbindungen blockieren, die du in den Einstellungen der App definierst.

Gegen Nachverfolgung durch Webseiten können auch Add-ons zB des Firefox, Librewolf oder Fennec eingesetzt werden. (Hier empfehle ich den https://www.kuketz-blog.de/ oder das https://privacy-handbuch.de/) Weiterhin gibt es Testseiten, die einem zeigen, wie einzigartig (schlecht, da identifizierbar) oder konform mit anderen browsern (gut, da man in der Masse nicht erkennbar wird), der eigenen'Browser sich im Netz präsentiert. zB https://canyoublockit.com/ und https://coveryourtracks.eff.org/


Man kann sich auch einen Raspberry mit pihole ins Heimnetz hängen und somit zentral für alle Endgeräte Werbung und anderes tracking unterbinden. Mobilgeräte können mit einem VPN ins eigene Heimnetz (zB wireguard, s. https://pivpn.io) einchecken und ebenfalls über das pihole gefiltert werden. Ergänzt man noch unbound, dann verschleiert man sogar seine Internetanfragen gegenüber Provider und DNS-Servern im Internet.
Eine Anleitung zur Installation findet sich z.B. hier: https://forum.kuketz-blog.de/viewtopic.php?t=8759

[Stingray]

Ja, sich ganz "schützen" ist wahrscheinlich nur schwer möglich. Sobald man irgendwie irgendwo im Internet ist, wird man wahrscheinlich immer Spuren hinterlassen, oder? Man kann wahrscheinlich nur reduzieren? So wie ihr geschrieben habt?

Genau so ist es einfach aufpassen was man installiert und auf welchen Seiten man sich herumtreibt, persönliche Daten nur wenn es absolut nicht anders geht weiter geben und immer schön cookies löschen, dann sollte alles im grünen Bereich sein.

VPN verbirgt nur Deine IP vor den Seitenbetreibern und Dein ISP wird Deinen Traffic nicht lesen können, was aber meiner Ansicht nicht so ein großes Sicherheitsrisiko darstellt, wie es allgemein behauptet wird.

[the_martin]

Genau so ist es einfach aufpassen was man installiert und auf welchen Seiten man sich herumtreibt, persönliche Daten nur wenn es absolut nicht anders geht weiter geben und immer schön cookies löschen, dann sollte alles im grünen Bereich sein.

Gegen die Metadatensammelei, Werbe- und Statistiktracking schützt "einfach aufpassen" und "cookies löschen" unzureichend. Man muss da schon etwas mehr tun...

In einem Punkt stimme ich zu: 100% wird nicht zu erreichen sein. Dennoch sollte man zu optimieren suchen.

[Rob]

Man kann sich auch einen Raspberry mit pihole ins Heimnetz hängen und somit zentral für alle Endgeräte Werbung und anderes tracking unterbinden. Mobilgeräte können mit einem VPN ins eigene Heimnetz (zB wireguard, s. https://pivpn.io) einchecken und ebenfalls über das pihole gefiltert werden. Ergänzt man noch unbound, dann verschleiert man sogar seine Internetanfragen gegenüber Provider und DNS-Servern im Internet.
Eine Anleitung zur Installation findet sich z.B. hier: https://forum.kuketz-blog.de/viewtopic.php?t=8759

Das klingt sehr interessant, habe ich bisher noch nie von gehört. Meine Frage dazu: gibt es so etwas als fertiges Produkt zu kaufen? Also Platine, Gehäuse und mit fertiger Einrichtung, die nur minimal zu konfigurieren ist?

[the_martin]

Meine Frage dazu: gibt es so etwas als fertiges Produkt zu kaufen? Also Platine, Gehäuse und mit fertiger Einrichtung, die nur minimal zu konfigurieren ist?

Als fertiges Teil kenne ich das nicht, wäre vermutlich sehr teuer und würde ich auch nicht empfehlen, Es selber aufzusetzen ist kein Hexenwerk.
Aber etwas einarbeiten muss man sich schon.

Was man an Hardware braucht ist übersichtlich und kostet derzeit so um die 150 €. Habe es gerade heute für einen Freund zusammengestellt, hier die aktuellen Links:

Den Raspi: https://www.amazon.de/gp/product/B07TD42S27/
Das Gehäuse mit Stromanschluss: https://www.amazon.de/gp/product/B08TR9KMJM
Eine SD-Karte: https://www.amazon.de/gp/product/B06XWMQ81P
Evtl ein SD-Lesegerät (falls man keins hat): https://www.amazon.de/gp/product/B081VHSB2V
LAN-Kabel (eins reicht, mind. CAT 6): https://www.amazon.de/gp/product/B08BCCWK48

Für die Installation braucht man etwas Zeit. Mit der oben verlinkten Anleitung auf Basis von Debian 11 klappt das aber ganz gut.
Grundkenntnisse in Linux sind hilfreich, aber nicht notwendig, wenn man bereit ist, das ein oder andere dann halt im Netz nachzuschlagen.
Einen Passwortmanager sollte man auf dem PC haben. Und einen Router, bei dem man die DNS-Adressen zuweisen kann - FritzBox macht keine Probleme.

Damit das pihole arbeiten kann, muss man es mit Blockierlisten füttern. Deren gibt es viele in verschiedenen Projekten im Netz. Sie sind nicht fix vorgegeben. Da muss man evtl etwas herumprobieren.

Wieviel Aufwand macht die Pflege?
Ich habe bisher immer samstags das update gestartet (läuft in wenigen Minuten durch), wie auch bei f-droid und aurora am Volla. Ab und an wird ein Betriebssystemupdate (oder vielleicht gleich Neuinstallation) nötig sein.

Nebenbei kann man eine Menge lernen und es macht Spaß, sich in etwas reinzufuchsen, was dann auch noch funktioniert

[Stingray]

Gegen die Metadatensammelei, Werbe- und Statistiktracking schützt "einfach aufpassen" und "cookies löschen" unzureichend. Man muss da schon etwas mehr tun...

Ja sicher aber da mache ich mir eigentlich keine so großen Sorgen, ich habe immer Sachen wie Logins bei Amazon/Google etc. in separaten Browserprofilen gehalten und konnte nie feststellen, dass sich meine Suchergebnisse oder Angebote nach meinem Surfverhalten geändert hätten. Wie gesagt traue ich kommerziellen VPN-Berteibern überhaupt nicht auch wenn sie mir das blaue vom Himmel versprechen. Da nehme ich etwas Statistik und Datensammelei (muss nicht immer schlecht sein) durchaus in Kauf.

Aber es ist natürlich jedem überlassen und es ist immer gut wenn in diesem Bereich Bewegung ist.